/ FALs virtuelle Welt / Unterwegs auf dem Via Francigena

Ein Reisebericht (7. Tag)


Was lernte ich heute Morgen? Wenn es in Italien heißt, es gibt ab 8 Uhr Frühstück, dann kann man sich sparen, um 7 Uhr 55 zu schauen, ob man schon etwas bekommt. Ich bekam immerhin etwas, weil andere Wandersleute sich ein Frühstück am Abend zuvor schon hatten decken lassen, es aber offensichtlich nicht vollständig aufgegessen hatten. Später wurde daraus mein Mittagessen. Nach dem offiziellen Frühstück lief ich auf der Hauptstraße weiter den Reno hinauf. Der Weg, den ich dann ab Pontepetri einschlug, war auf der Karte als „Nebenstraße“ gekennzeichnet. Die Bezeichnung „Maultierweg“ fand ich zutreffender, diese Steigungen mit einem Maultier zu bewältigen hätte allerdings sicherlich auch einen ganzen Tag gedauert. Und um hier mit einem Auto durch Gestrüpp und Bachläufe zu navigieren würde ich mindestens zu einer G-Klasse oder einem Land Rover raten, von der drastischen Steigung zu Beginn, die auch dies verhindert hätte, mal ganz abgesehen. Zu Fuß ist natürlich ganz anderes möglich.
Cassarese oder Marrone? Da ich in dem sehr schönen Ort Prunetta eine Spitzkehre um die Kirche machen musste ging ich in selbige auch mal hinein, dieser Trip sollte ja auch etwas religiöses werden, jedoch nicht ohne mir zuvor die Hosenbeine anzuzippen. Es gab hier auch eine Pension und ich kann mir das hier sehr romantisch vorstellen, wofür ich heute aber keinen Nerv hatte, ich wollte weiter bis Serra. Aber eine Pause auf einer Bank war möglich. Bei Croissants und Tee aus der Thermosflasche beobachtete ich einen Vater mit seinen zwei Kindern, die auf Fahrrädern in lustigen bunten Leibchen Bergtraining absolvierten. So etwas ist zwar lustig anzuschauen, wirklich nachvollziehen kann ich es aber nicht. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Es ist eben der Zeitgeist, andere rennen ins Gym, worken sich den Body out und trainieren für irgendwann, anstatt im Hier und Jetzt zu leben.
Der Unterschied zwischen roter und gelber Straße war auf diesem Abschnitt übrigens wirklich unmerklich. Dass die Bebauung am Straßenrand innerhalb der letzten 20 Jahre immens zugenommen haben musste, war hingegen sehr wohl festzustellen, auf der alten Karte wäre zwischen Prunetta und Serra faktisch Natur pur, ich kam aber mindestens durch drei Siedlungen. So wurde es wieder schwer, einen ruhigen Platz für die Nacht zu finden. Aber es bestätigte sich, dass diese am besten in der Nähe von Friedhöfen zu finden sind. Ein kleines Waldstück zwischen Friedhof und Sportplatz erwies sich als geeignet. Da sage mal noch einer Sport und Mord hängen nicht zusammen.

8. Tag