/ FALs virtuelle Welt / Unterwegs auf dem Via Francigena

Ein Reisebericht (9. Tag)


Ich erlebte heute das Frühstück, das mir immer als italienisch vorgestellt wurde, zwar mit gutem Kaffe, in diesem Fall Cappucino, aber sonst nur mit Kuchen. Mit der Perspektive, dass es sich hierbei sicherlich um die größte Mahlzeit des Tages handeln wird, haute ich trotzdem ziemlich rein. die Stadtmauer von Lucca Obwohl ich vor dem Losmarschieren noch in einem Supermarkt war kaufte ich keine Wasserflaschen, ich hatte doch schon Wasser aus der Leitung abgefüllt, eine Entscheidung, die wahrscheinlich später unangenehme Auswirkungen zeigte.
Auf der Via Lucchese lief ich an verlassenen Gewächshäusern vorbei und nun wurde mir auch klar, warum es den Blumenmarkt, in dem nun die Tourist Information und in dessen Nähe mein Hotel gewesen ist, nicht mehr gab und die Stadt eben einen Loser-Eindruck auf mich hinterließ: der Umsatz an Blumen ist nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich ist es billiger, diese aus der Ferne zu importieren.
der Dom zu Lucca Von meinem Weg blieben mir heute eher die unangenehmen Dinge in Erinnerung. Dass der Verkehr keine Rücksicht auf mich nahm war schon abzusehen, schließlich lief ich auf einer Straße, die mit einer deutschen Bundesstraße zu vergleichen ist. Als Bild im Kopf blieb mir eine Frau am Steuer eines Fiat Uno, der im Grenzbereich um die Ecke fuhr, mit Kippe in der Hand, mir entgegenkommend. Da fehlte nur noch das Handy. Übrigens hatte ich nicht den Eindruck, dass es in Italien verboten sei, während der Fahrt zu telefonieren. Vielleicht ist das aber auch nur eine selbsterfüllende Prophezeiung: kann man sich überhaupt Italiener ohne Handy vorstellen?
Zu Mittag fand ich ein paar Obstbäume etwas abseits der Straße, legte mich in deren Schatten und trank dort in Ruhe meinen Tee, den ich morgens im Hotel gekocht hatte. Gestärkt ging es dann weiter. Wenn auch die historische Altstadt von Lucca wirklich als schön bezeichnet werden kann, so sind die Vororte doch auch nur viel zu weit und bieten nichts erwähnenswertes. Piazza Anfiteatro, früher noch mit Autos Die Tourist Informationen, hier gab es mehr als genug davon, konnten mir auch nicht weiterhelfen und ich dachte mir schon, dass ich, wenn ich den Frankenweg laufen will, schon etwas mehr Information brauche. Also kaufte ich in einer Buchhandlung das Buch „Via Francigena“ des Touring Club Italiano. Ich sah schon, dass dieses Buch auch nicht ideal ist, besser jedoch als die Liste, die ich mir hieraus schon geschrieben hatte allemal, und so weit, ganz ohne Plan zu gehen, war ich eben noch nicht. Das kommt wielleicht das nächste Mal.
Ich schaute mir noch den Piazza Anfiteatro an, trank dort einen Kaffee und hatte nun nur noch das Bedürfnis, schnell eine Toilette zu finden. Dass das aber auch ausgerechnet in der größten Stadt seit Tagen passieren muss. Dadurch lernte ich zumindest einen Beitrag zu dem Buch „Die interessantesten Toiletten der Welt“ kennen; ich dachte mir nur, wenn Du noch keine Keime eingefangen hast, dann spätestens jetzt.
Der Pilgerweg ging nun wieder nach Osten aus der Stadt, also fast die Richtung, aus der ich gekommen war. Ich lernte: mit dem „Via Romana“ liegt man meist richtig. Irgendwo bei Capànnori legte ich mich ins Feld und las noch etwas beim Sonnenuntergang.

10. Tag