/ FALs virtuelle Welt / Unterwegs auf dem Via Francigena

Ein Reisebericht (17. Tag)


Was hat mir mein Reiki-Meister mal gesagt? Ich kann nicht loslassen? Vieleicht fiel es mir dehalb immer so schwer, den richtigen Ausgang, im wahrsten Sinne des Wortes, aus den Orten zu finden. So lief ich heute nach einen ausführlichen Frühstück erst mal wieder eine Stunde durch San Quírico d'Orcia, das glaubt mir kein Mensch. Nach der Karte dachte ich mir, dass es sicher mehr Spaß macht, eine Nebenstrecke über Vignoni zu laufen, als die Cassia zu benutzen und so fand sich, was zusammengehört: ich meinen Weg. Und wie es eben so ist lief ich fast wieder an meinem Hotel vorbei.
San Quírico Obwohl es gestern geregnet hatte war heute ein sehr heisser Tag und weil dazu auch Sonntag war waren heute wieder viele Motorradfahrer unterwegs, die mich ärgern wollten. Aber so lange ging der Frankenweg auch gar nicht auf der SR2, der Cassia, wo ich inzwischen wieder war, entlang, da ging es rechts ab über eine Wiese. Dann kam ich auf ein sehr bemerkenswertes Stück: eine alte Strecke Cassia, die heute als Wanderweg und Zufahrt zu abgelegenen Bauernhöfen genutzt wird. Da aber nichts zurückgebaut wurde und bis auf den Belag auch noch alles im originalen Zustand ist fiel mir spontan ein Film ein: Ein Markierungsfahrzeug ist dabei, den Mittelstreifen zu ziehen. Schnitt. Ein Motorradfahrer fährt auf einer historischen Maschine und folgt, nach langer Weile, schließch nur noch dem weißen Strich. Schnitt. Der Markierer muss einem bekannten französischen Komiker ausweichen und fährt in den Graben. Schitt. Der Motorradfahrer kommt angeschossen und folgt dem Strich ‒ in den Abgrund.
SR2 Cassia zwischen Vignoni und Gallina Zwischen le Conie und Radicófani traf ich ein Pärchen auf dem Fahrrad, die eine Tour „from Coast to Coast“ machten, natürlich in weniger als einer Woche. Mir reichte mein heutiger Weg, als ich in Radicófani ankam war mein Schatten schon ziemlich lange, egal, ich wollte draußen schlafen und vielleicht nur noch etwas essen. Noch nicht ganz in der Stadt fand ich eine Pizzeria, ich kam endlich mal zu einer Pizza, auch wenn diese sicher keine Erwähnung in der Liste der besten Pizzen der Welt finden wird. Da hier ja schon Rauchverbot in Gaststätten galt half ich mit, einen Aschenbecher zu entsorgen: Eine Jakobsmuschel kommt doch zum Pilgern ganz gut.
Nun wollte ich eigentlich nur noch Wasser vom Dorfbrunnen und mir dann einen Schlafplatz suchen als ich sah, dass hier ein Dorffest stattgefunden hatte. Sicherlich hätte es hier besseres Essen und auch mehr zu erleben gegeben, man kann ja nicht alles richtig machen. Ein sehr netter Mann sah mich und wollte wissen, ob ich Pilger sei, was ich bejahen konnte. Daraufhin ließ er sich nicht mehr davon abbringe, mir die Pilgerherberge zu zeigen, eine idyllische Unterkunft im zweiten Stock eines alten Hauses. Auch der Herbergsvater war überaus freundlich, lud mich gleich zum Essen ein, einen Wein könne ich doch aber zumindest trinken. Ich wollte nur raus, es dämmerte bereits und ich hatte noch kein Platzl für die Nacht. Wenn er seinen letzten Pilgerpass nicht gerade vergeben hätte hätte ich ab hier auch Stempel sammeln können, so blieb es eben nur bei Erfahrungen. Neben den zahlreichen Italienern war auch ein deutscher Pilger aus Konstanz beim Abendessen, der zumindest etwas dolmetschen konnte, der aber auch nicht verstand, weshalb ich nun unbedingt noch weiter wollte. Aber könnte ich das „warum“ selbst genau sagen?

18. Tag