/ FALs virtuelle Welt / Unterwegs auf dem Via Francigena

Ein Reisebericht (20. Tag)


Also abends verschätzt man sich schon sehr, was zurückgelegte Wegstrecke anbelangt. Ich hatte ja zwischen Marta und Viterbo übernachtet und musste heute morgen doch noch zwei Stunden laufen, bis ich in der Stadt mal ankam. Dabei führte der Weg, der zwischenzeitlich auch wieder ein Stück Frankenweg war, weiter durch Agrarland und dann, als es wieder FALweg war, an einem riesigen Flughafen vorbei.
Viterbo Als ich nun, erneut durch hässliche Vororte, in Viterbo ankam wollte ich nicht direkt in das erst Café direkt an der Stadtmauer, weil es so voll war. Natürlich war es aber nur so voll, weil es eines der wenigen war, die heute überhaupt geöffnet hatten. Mich zog es erst mal in die Stadt. Dabei traf ich wieder den „schnellen“ Läufer aus San Gimignano, der offensichtlich effektiv ja doch nicht schneller war. Er hatte das andere italienische Buch über den Via Francigena und so fragte ich, bevor ich überhaupt richtig im Zentrum war, gleich mal prophylaktisch, wie man denn aus Viterbo wieder raus kommt. Er nannte mir das richtige Tor. Auf die Frage, ob er auch dort hin wolle, antwortete er jedoch, er suche eine Übernachtungsmöglichkeit. Wie jetzt? es war doch höchstens 11 Uhr morgens. Sollte dies etwa einer der mysteriösen Nachtpilger sein? Das würde auf jeden Fall erklären, wie er mir abends vor San Gimignano so schnell davonrennen konnte. Oder er hatte einfach sein Pensum heute schon erreicht. Ich wollte aber noch weiter und auf jeden Fall erst mal etwas frühstücken.
Ich fand ein weiteres Café, das heute geöffnet hatte, trank zwei Cappuccinos und schaute mal etwas in eine Zeitung. Aha, die Italiener regten sich auf, dass eine Berliner Zeitung die Wasserqualität des Lago di Bolsena als bedenklich eingestuft hatte. Und heute war, was eben auch der Grund für die karge Versorgungslage war, Mariä Himmelfahrt, darum auch überall die Feste. Ich lief gestärkt trotzdem weiter und hatte zuerst einen sehr schönen Weg durch eine hohle Gasse zwischen Felsen hindurch und später einen sehr hässlichen Weg durch wilde Müllkippen, die sich am Rande einer Schnellstraße gebildet hatten, um die sich der Weg nun eine ganze Weile schlängelte. In Vetralla machte ich eine Rast, aß auch mal eine Lasagne und weiter ging's. Bis Sutri schaffte ich es heute nicht, da fehlten die berühmten 10 km mal wieder; vor Caprànica wollte ich es dann einmal mit „Bed and Breakfast“ probieren. Obwohl sie voll belegt waren wollte das Ehepaar sich um mich kümmern, wollte mich erst zu anderen Vermietern fahren, sahen dann aber ein, dass in der Region überhaupt nichts frei war, wieso reseviere ich auch an Mariä Himmelfahrt nicht? Schließlich macht da doch ganz Italien Ausflug. Aber ein Bett, für das sie nichts verlangen könnten, bekam ich dann doch von ihnen, im Büro. Später, als ich die Frage des Mannes, ob ich noch ein Stück Kuchen möge, positiv beantwortet hatte, wurde ich dann gleich zu einem großen Abendessen eingeladen. Für mich wurde sogar ein extra Primo Piatto gemacht. Und für das Ganze wollten sie dann gar kein Geld annehmen, da kann man doch gar nicht genug danken.

21. Tag