/ FALs virtuelle Welt / Unterwegs auf dem Via Francigena

Ein Reisebericht (22. Tag)


Meine Mutter wartete nun schon eine Woche auf mich, nun wollte ich doch aber Rom erreichen. So ganz gelang mir das heute auch noch nicht, immerhin bis in die Vororte hatte ich es geschafft. Von meiner Schlafstätte bei Campagnano di Roma ging es direkt in den Naturpark; der Weg war zwar sehr schön aber wieder sehr schlecht beschildert. Es ist eben wirklich immer die Frage: auf der Straße auf einem sicheren Weg oder durch den Wald und dafür improvisiert. Unfreiwillig ergab sich dann letzteres, ich landete auf einer riesigen Kuhweide, allerdings ohne Kühe. Der Weg wurde immer dünner und führte dann durch Gestrüpp auf eine andere Weide. Irgendwie hatte ich nun seit einer halben Stunde schon kein Zeichen mehr gesehen, aber ein „Zurück“ gibt's nicht. Immerhin war ich als Junge ja mal bei den Pfadfindern, das muss sich ja auch mal auszahlen. Der Stacheldrahtzaun, der mich nun von einem Feldweg trennte, war an einer Stelle etwas höher, so kroch ich eben drunter durch und konnte nun zumindest auf einem Weg laufen. Nur eben nicht auf dem rechten. Zu weit links kam ich unter die SS2 und lief eben auf Feldwegen in südliche Richtung, so falsch konnte das nicht sein.
…tausend Kühe beneiden mich Auf einmal hörte ich eine Stimme, jemand rief mir zu. Es war eine stinkende Gegend, industrielle Landwirtschaft direkt unter einer langen Autobahnbrücke. Ein Mann packte einen LKW mit Wassermelonen, also an alle Melonenesser: das war nicht idyllisch. Er bot mir eine Melone an und da ich ja schon eine Weile unterwegs war nahm ich dankend an. Wo ich herkäme, wollte er wissen. Deutschland verband er dann nicht mit demokratischen Grundrechten sondern trauerte eher einer Zeit nach, als noch mit Mussolini Packte geschlossen wurden. Sein Mitarbeiter sei aus Polen und da würde man ja sehen, dass damals nicht alles schlecht war. Ich hatte inzwischen meinen dritten Schnitt Melone gegessen und konnte die Frage, ob ich noch eine Melone mitnehmen wolle, nur verneinen, wer soll die denn tragen? Ich durfte mir noch die klebrigen Finger waschen und sah nun, was hier so stank: es gab eine Ferkelzucht in dem Schuppen. Schon ohne Hoffnung auf Verständnis für die Lauferei ließ ich mir erklären, wo der Bus nach Ottavia fährt, das hatte ich heute noch vor, aber eben aus eigener Kraft.
Nun ging es Richtung Westen und in einem Landgasthof und Pub, mit einem Londoner Doppeldecker auf dem Parkplatz, trank ich noch mal einen Kaffee. Wass die Jugendlichen, die in einem Auto neben mir anhielten und von denen der Beifahrer einen Einkaufsbeutel mit aufgemaltem Gesicht über dem Kopf hatte, mir sagen wollten weiß ich zwar nicht, beunruhigen konnte mich das aber nicht mehr, ich war viel zu müde.
Endlich fand ich ein Hotel, inzwischen schon in San Onofrio glaube ich. An der Hauptstraße gab es auch eine Pizzeria, da aß ich noch etwas. Obwohl ich immer noch alleine war wurde ich hier zuvorkommend bedient und musste nicht zu lange warten. Am Nachbartisch konnte ich ein italienisches Pärchen beobachten die scheint's das Spiel „wer zuerst sein Bier berührt hat verloren“ spielten. Später erfuhr ich, dass man in Italien in der Gaststätte angeblich kein zweites Bier bestellt; heute wäre ich dabei vermutlich verdurstet.
Der Frankenweg Toscana-Lázio

23. Tag